Alles über den Expressionismus in der Malerei
Die Malerei hat viele verschiedene Kunstbewegungen und -stile, wobei Expressionismus ein gebräuchlicher Begriff ist. Aber was genau ist Expressionismus und wann ist etwas 'Expressionist'? Wie ist diese Bewegung entstanden und was sind die Hauptmerkmale dieser Kunstrichtung? In diesem Artikel versuchen wir, dies anhand von Beispielen und Bildern weiter zu verdeutlichen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen auch, wo Sie expressionistische Kunstwerke, die zum Verkauf stehen, und aus renommierten Galerien sehen können.
Woher kommt das Wort Expressionismus?
Das Wort „Expressionismus“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich: „expressio“, Gefühle „ausdrücken“. Es ist eine Bewegung in der europäischen Kunst und Literatur aus dem frühen 20. Jahrhundert, von 1905 bis 1940. Im Expressionismus versucht der Künstler, seine Gefühle oder Erfahrungen durch eine gewisse „Verzerrung“ der Realität auszudrücken. Der Expressionismus wird auch „die Kunst des Ausdrucks“ genannt.
Blue Mountain, 1908–09, Wassily Kandinsky in seinen frühen Jahren mit einem der ersten expressionistischen Gemälde
Was sind die wichtigsten Prinzipien des Expressionismus?
Der Expressionismus als Stilrichtung ist vor allem in der Malerei bekannt, findet sich aber auch in Musik, Literatur, Architektur, Theater und Film wieder. Der Expressionismus konzentriert sich auf die persönliche, unbewusste Reaktion des Künstlers auf seine Umwelt. Auf diese Weise widersetzte es sich dem „Impressionismus“ (siehe auch mehr in unserem anderen Artikel dazu), der gerade die Darstellung der „sinnlichen Erfahrungs“-Realität voraussetzte.
Im Expressionismus verblasst dieser Realitätsbezug und verschwindet manchmal sogar ganz. Dies gibt bisher undenkbaren neuen Formen ihre Chance. Der Expressionismus kennt keine Gesetze.
Die beiden Hauptprinzipien lauten daher: „Es gibt keine Gesetze“ und „Gesetze sollten von niemandem auferlegt werden“. Es wird mehr vom Gefühl (dem Kind) gemalt als vom Verhältnis (Intelligenz). Kurz gesagt, innerhalb des Expressionismus versucht der Künstler, seine Gefühle, seine Erfahrungen zu formen, indem er die Realität verzerrt/vereinfacht.
In der Malerei wird der Begriff „Expressionist“ heute für jedes Gemälde verwendet, das eine expressionistische Geisteshaltung ausdrückt, auch wenn es nicht aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt.
Woran erkennt man Expressionismus?
Die expressionistische Malerei weicht vor allem durch die Verwendung von Farbe von der Realität ab. Verschiedene Farben werden verwendet, um Gefühle zu betonen. Um die Ausdruckskraft zu erhöhen, werden auch natürliche Objekte verzerrt und die Perspektive manchmal absichtlich freigegeben. Auch andere akademische (konventionelle) Formen- und Bildsprachen werden bewusst vermieden, beispielsweise die Anwendung des Goldenen Schnitts wie in der klassischen Kunst.
Die Grundmerkmale des Expressionismus sind ekstatische, leuchtende und unnatürliche Farben, sprunghafte Bilder, Verzerrungen, grobe Bemalung, ebene Fläche, keine Perspektive.
Beispiel eines impressionistischen Gemäldes von Wassily Kandinsky „Straße in Murnau mit Frauen“, 1908
Charakteristisch für die expressionistische Kunst sind die leuchtende Farbigkeit, die Verzerrungen und die kapriziöse Anordnung einer Komposition. Das Ignorieren der Räumlichkeit und das bewusste Ignorieren von Gesetzmäßigkeiten der Perspektive werden auch in der expressionistischen Kunst häufig angewandt. Menschliche Figuren werden nicht plastisch dargestellt, sondern wirken „flach“, als gäbe es nur zwei Dimensionen.
Wo und wann begann der Expressionismus?
Wir können sagen, dass der Grundstein für den Expressionismus tatsächlich von den westlichen Künstlern gelegt wurde, die sich Ende des 19. Jahrhunderts „Primitive“ nannten. Dies ist der Name für Kunst, in der primitive Elemente oder Formen verwendet werden. Charakteristische Merkmale der primitivistischen Kunst sind die Perspektivlosigkeit und eine mehr oder weniger abstrakte Darstellung des Sujets. Frühe moderne Künstler wie Kubisten und Expressionisten wurden durch Sammlungen von Objekten aus den Kolonien stark von der afrikanischen und ozeanischen Kunst beeinflusst. Aber ansonsten unterscheiden sich Künstler mit primitivistischen Einflüssen zu sehr voneinander, um wirklich von einem Stil oder einer Bewegung sprechen zu können.
Der Expressionismus als Bewegung begann sich in Deutschland erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirklich zu einer Bewegung zu entwickeln. Wichtige erste Vertreter des Expressionismus waren die Künstlerbewegungen Die Brücke und Der Blaue Reiter.
Gleichzeitig entstand auch in Frankreich der Fauvismus, eine dem deutschen Expressionismus vergleichbare Kunstrichtung in der Malerei. Zu nennen sind unter anderem Paul Gauguin und Vincent Van Gogh. Der französische Fauvismus ist eng mit dem deutschen Expressionismus verwandt.
1911 führte der Kunstkritiker Herwarth Walden in seiner Zeitschrift „Der Sturm“ offiziell den Begriff „Expressionismus“ ein.
Henri Matisse, Fauvistisches Porträt von Mrs. Matisse/Die Grüne Linie, 1905
Die Brücke als erste bedeutende impressionistische Bewegung
1905 wurde Die Brücke in Dresden gegründet. Die Brücke wurde von den Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl gegründet. „Mensch und Landschaft“ waren das Hauptmotiv dieser Künstlergruppe. Ihr Hauptziel war es, so Erich Heckel, „Das natürliche Leben als solches zu malen“. Es ging darum, „Gefühle der Landschaft oder der Menschen auf möglichst einfache Weise auszudrücken“. Bekannt die Gruppe um Die Brücke unter anderem durch ihre robusten Holzschnitte. Die Gruppe hat dich nicht lange aufgehalten. 1908 die meisten Mitglieder nach Berlin, wed die Gruppe 1913 aufgelöst wurde.
Ernst Ludwig Kirchner - Selbstporträt eines Soldaten 1915, typisches Beispiel aus "Die Brücke", einer bekannten expressionistischen Bewegung in Deutschland
Der Blaue Reiter als zweite wichtige impressionistische Bewegung
Der Blaue Reiter wurde 1911 von Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc und Alfred Kubin gegründet. Benannt wurde die Gruppe nach einem Reitergemälde, das Kandinsky bereits 1903 gemalt hatte. Das Ziel der Gruppe war idealistisch, die Mitglieder wollten vor allem eine enge Freundschaft untereinander pflegen. Es gab kein Programm, es gab keine Stilregeln.
Beginn des Expressionismus, Der Blaue Reiter van de painterWassily Kandinsky, 1903
1911 und 1912 organisierten Kandinsky und Franz Marc unter der Verantwortung der Herausgeber des Blauen Reiters eine Wanderausstellung in Deutschland. 1912 veröffentlichten sie einen Almanach zu Fragen der modernen Kunst. In ihren Ausstellungen boten sie allem und jedem Raum, dessen Arbeit sie für wichtig hielten. So kam es beispielsweise auch vor, dass Pablo Picasso und Hans Arp an einigen ihrer Ausstellungen teilnahmen. Die Gruppe erreichte ihr idealisiertes Ziel nicht und löste sich bald nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf. Charakteristisch für den Blauen Reiter war vor allem die abstrakte, unübersichtliche Darstellung. Wo die Natur ein beliebtes Thema ist und die Verwendung von Sekundär- und Primärfarben, geometrisches Design.
Einfluss Nietzsches auf den Impressionismus
Nietzsche entwickelte in seinem Buch „Die Geburt der Tragödie“ die Theorie einer absoluten Zwietracht in der ästhetischen Erfahrung, indem er zwischen einer „Welt des Geistes“, Ordnung und Regelmäßigkeit und einer Welt des „Rausches und Chaos“ unterschied. Das „Apollinische“ repräsentierte für Nietzsche das „rational konzipierte“ Ideal, während das „Dionysische“ für ihn die „tatsächliche künstlerische Konzeption“ aus dem menschlichen Unterbewusstsein darstellte. Mit dieser Parallele aus der griechischen Götterwelt wollte Nietzsche die Beziehung zwischen diesen beiden Extremen andeuten: zwei Göttersöhne, die zugleich unvereinbar und untrennbar sind. Beide Elemente sind laut Nietzsche in jedem Kunstwerk mehr oder weniger vertreten.
Expressionistische Porträt von Friedrich Nietzsche, gemalt von Edvard Munch im Jahr 1906
Die Entstehung niederländischer expressionistischer Bewegungen
In den Niederlanden bildete sich 1918 in Groningen eine Künstlergruppe, De Ploeg, die sich dem Expressionismus zuwandte. De Ploeg stand für Innovation, „Pflügen“. Der bekannte Maler Jan Altink ist der Schöpfer des Namens. Neben Jan Altink bestand der Künstlerkreis unter anderem aus Jannes de Vries, Jan Jordens, Johan Dijkstra, Hendrik Werkman, Anton Buytendijk und Jan Wiegers. Jan Wiegers ist derjenige, der Ludwig Kirchner in Davos Ernst kennengelernt und mit ihm gearbeitet hat. Als er in die Niederlande zurückkehrte, stellte er Kirchners Stil seinen Teamkollegen vor. Das Groninger Museum und das Stedelijk Museum haben heute eine umfangreiche Sammlung von De Ploeg.
Gemälde von Jan Altink, The Red Farm, 1924 als Beispiel der holländischen expressionistischen Bewegung „De Ploeg“
Die „modernen“ Neo-Expressionisten
Expressionistische Werke wurden jedoch auch in früheren und späteren Perioden gemalt. Der Expressionismus als Ausdrucksstil existiert noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Auch in der Zeit weit vor der Blütezeit findet man Maler, die sich übrigens eines expressionistischen Stils bedienten.
1948 schlossen sich eine Reihe von Surrealisten, Fauvisten und Expressionisten in der Cobra-Gruppe zusammen, da sie verwandte Kunstansichten hatten. Diese Bewegung, die sich mit dem Expressionismus auseinandersetzt, ist für die Wiederbelebung der modernen Kunst verantwortlich, insbesondere in den Niederlanden, aber auch in Belgien und Dänemark.
Zu den Cobra-Künstlern gehören: Karel Appel, Corneille, Jan Nieuwenhuijs, Theo Wolvecamp, Christian Dotremont, Pierre Alechinski, Carl-Henning Pedersen, Asger Jorn, Constant Nieuwenhuijs, Anton Rooskens, Henry Heerup, Gerjan Heijkoop.
Corneille als bekannter niederländischer expressionistischer Maler
Wo kann man heutzutage expressionistische Gemälde kaufen?
Auf Gallerease finden Sie eine Übersicht über originale und moderne expressionistische Werke, die zum Verkauf stehen, und von den besten Galerien.
Beispiel für ein expressionistisches Werk „Le Coquelicot from 1960“ von Kees van Dongen, erhältlich bei Gallerease
*Das Bild in der Kopfzeile ist ein Ausschnitt aus dem Ölgemälde von Ernst Ludwig Kirchner, Czardas-Tänzer, 1908